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Perfektion und Erwartungen loslassen

Mit seinem Hund Eins werden
Manchmal ist es im Zusammenleben mit unseren Hunden besser zu erkennen, dass man die Perfektion und all seine Erwartungen an den Hund loslässt. Warum? Weil in dem Augenblick, wenn wir aufhören gegen die Natur des Hundes zu kämpfen, alles leichter wird.

Vor einigen Tagen las ich einen Abschiedsbrief an einen Hund, der vor vielen Jahren aus dem Ausland zu einer deutschen Pflegestelle zog. An sich ist eine Pflegestelle eine Zwischenstation für viele Tierschutzhunde bevor sie in ein Für-Immer-Zuhause ziehen. In der Regel lernen die Hunde dort sich in eine Familie zu integrieren und sich mit den alltäglichen Abläufen vertraut zu machen. Die Zeit bei einer Pflegestelle ist begrenzt, doch in diesem Fall war es anders. Für diesen einen Hund gab es keine andere Familie als nur diese eine; er hatte sich schon längst entschieden. Jeder Vermittlungsversuch war gescheitert. Am Tag seines Todes wurde er schließlich von der Pflegefamilie adoptiert.

In diesem Abschiedsbrief wurde die Geschichte des Hundes, oder besser die Geschichte der Pflegestelle mit diesem Hund erzählt. Du kannst so viele Hunde in deinem Leben gehabt haben, so wird es aber nur diesen einen brauchen, um deine Erfahrungen und dein bisheriges Denken über Hunde, Hundetraining und Erziehung komplett auf den Kopf zu stellen.
Ein Angsthund, der in den ersten Wochen im Garten lebte, weil er sich nicht ins Haus traute. Statt daran zu arbeiten, den Hund irgendwie ins Haus zu locken, ließ die Pflegestelle die Terrassentür auf, so dass es für den Hund immer die Möglichkeit gab, freiwillig das Haus zu betreten. Er war ein Straßenhund, so dass es kein Problem für ihn war die Nächte und Tage draußen zu verbringen. Im Garten fühlte er sich sicher.
Er ließ sich nicht anfassen. Er duldete zwar die Nähe des Menschen, aber den direkten Kontakt ließ er nicht zu. Er kannte Menschen, aber die schlechten Erfahrungen mit ihnen ließen ihn vorsichtig sein.
Nach 8 Wochen geschah ein großes Wunder. Die Terrassentür wurde mit der Nase vorsichtig aufgestoßen; es vergingen einige Minuten bevor das Klackern der Krallen auf den Fliesen zu hören war, und der Hund im Büro erschien und sich ganz leise unter den Tisch an die Füße des Menschen legte. Sein ganzer Körper zitterte, aber er fand mutig den Weg zu seinem neuen Menschen und schien sich entschieden zu haben von nun an im Haus zu schlafen.

Die neue Situation war noch längst kein “Sieg” über seine Ängste. Es war stets ein Kampf ihm z.B. das Geschirr anzulegen und dann noch die Leine, um mit ihm Gassi zu gehen. Angst und Panik; biss er in die Leine und verweigerte jeden Zentimeter zu gehen. Das Gassigehen an der Leine war einfach nicht möglich. Und doch wollte der Mensch dem Hund die Umgebung zeigen. Es vergingen wieder einige Wochen, als sich die Pflegestelle über alle eigenen Erwartungen und Vorstellungen, wie ein Gassigang auszusehen hat, hinwegsetzte und sich entschied: “Egal, dann ist das eben so und wir gehen ohne Geschirr und ohne Leine. Wird schon schief gehen.” Wie gedacht, so getan. Und was geschah? Dieser Hund wich seinem Menschen nicht von der Seite. Spaziergänge waren überall möglich und wurden mit jedem Mal immer schöner. Niemals entfernte sich dieser Hund von seinem Menschen und ging mit ihm zuverlässig Seite an Seite.

An ein Training in der Hundeschule war nicht zu denken. So stur, so eigenwillig und selbständig wie dieser Hund war – trotz seiner enormen Ängste -, wäre ein Training völlig erfolglos gewesen. Scheinbar auch nicht notwendig, denn der Hund wusste genau, wie er sich draußen in bestimmten Situationen verhalten musste.

Tierarztbesuche waren eine Katastrophe und so manche Alltagssituation brachte den Menschen an den Rand seiner Grenzen. Verzweiflung und auch Wut kamen auf, Emotionen die der Mensch bei den bisherigen Pflegehunden nicht kennengelernt hatte. Dieser eine Hund war so speziell und eine riesige Herausforderung. Bis der Tag kam, an dem der Mensch lernte, die Ängste seines Hundes und sein Wesen anzunehmen sowie gemeinsam mit ihm jeden einzelnen seiner Schritte in dessen Tempo bewusst gemeinsam zu gehen. Und dann geschah etwas Unverhofftes. Auf einmal verstand der Mensch diesen Hund. Er begann sich diesem Hund anzupassen und die eigenen Vorstellungen und Erwartungen loszulassen.

Lieben heißt, den anderen so zu nehmen, wie er ist. Alles andere ist Manipulation.

Mit den Spaziergängen ohne Leine und dem Erkennen, wer dieser Hund tief im Innern eigentlich ist, wurde alles leichter. Der Hund war schlau und ließ sich nicht an der Nase herumführen. Jeden Tag lernte der Mensch dazu, und umso mehr er den Wunsch nach Kontrolle los ließ, umso näher kamen sich die Zwei. Hingabe und Vertrauen, das musste der Mensch dem Hund zuerst geben. Das war ein Prozess, dies zu lernen war wohl nicht leicht. Der Hund bestimmte das Tempo und die Art und Weise. Es war ein Nehmen und Geben aus tiefstem Herzen. Und mit jedem Mal öffnete sich der Hund immer mehr und erlaubte den Blick in seine Welt.

Hunde können wahre Lehrmeister sein. Sie zeigen, wo unsere Grenzen liegen – emotional und unsere Belastbarkeit. Sie sind verdammt ehrlich und halten uns den Spiegel hin. Sind wir wirklich so Hundeerfahren, wie wir es immer stolz behaupten, weil wir so viele Hunde schon in unserem Leben hatten? Es braucht nur diesen einen Hund, der dich in jedem Bereich deines Lebens herausfordert und dir zeigt, wie unwissend du doch eigentlich bist. Wenn du die Kraft und die Einsicht aufbringen kannst, den Willen diesen einen Hund verstehen zu wollen, wenn du ihn nicht “brechen” möchtest, sondern möchtest, dass er dir vertraut und dir mit freiem Willen folgt, wird ein Prozess in dir in Gang gesetzt, der deine Ansichten und Einstellungen zu vielen Dingen verändern wird. Es mag sehr spirituell klingen, aber es lässt sich nur so beschreiben. “Du bekommst den Hund, den du brauchst!” An diesem Satz ist etwas Wahres dran. Und jeder, der einen solchen Hund als seinen Wegbegleiter an seiner Seite hatte, wird im nach hinein, diesen einen Hund als seinen “Seelenhund” nennen. Und erst später, wenn dieser eine Hund über die Regenbogenbrücke gegangen ist, wissen wir, warum er bei uns war.

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