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Aggression

Verhaltensweisen wie Fauchen, Knurren, Schnappen oder Beißen. Was ist aggressives Verhalten überhaupt?

Diese Verhaltensweisen werden so oft verkehrt interpretiert und missverstanden. Die Gründe, die zu einem solchen Verhalten geführt haben, liegen meist einige Zeit zurück und wurden oft durch den Menschen – falsche Anleitungen in der Hundeschule, Unwissenheit oder unbewusst – verursacht. Es ist wichtig zu wissen, was aggressives Verhalten ist und warum Hunde solches Verhalten zeigen. Wenn wir das Problem lösen wollen, müssen wir den Hund verstehen lernen und vor allem, unsere Denkweise und unser Verhalten dem Hund gegenüber ändern.

Aggressives Verhalten

Sicher hat schon jeder einen Hund gesehen oder sogar erlebt, der knurrt, die Zähne fletscht und dabei die Lippen zurückzieht. Seine Körperhaltung ist nach vorne gerichtet, er bellt wild, ist völlig außer sich und stürzt sich vollends in die Leine. Es gibt aber die, die wie erstarrt sind, sie sind dabei leise, aber bereit anzugreifen.

Wie wird aggressives Verhalten definiert?

Bei einer sozialen Spezies wird es als konfliktbezogenes Verhalten definiert. Es ist ein wichtiges Kommunikationsmittel und wird unter soziales Verhalten zusammengefasst. Auf was ist dieses Verhalten gerichtet? Typischerweise wird es gegen ein anderes Wesen gerichtet. Dazu gehören Menschen, andere Hunde oder andere Tiere sowie wahrgenommene Bedrohungen.

Gründe für aggressives Verhalten

Vielleicht wird es denen einen oder anderen erstaunen zu lesen, dass Aggressionen eigentlich als Warnung dienen, um ernsthafte Konflikte zu vermeiden. Sie dienen nicht dazu, Konflikte zu verursachen. Sie sind ein ernstzunehmendes Signal, ja, aber, wenn sie richtig verstanden werden, muss die Situation nicht eskalieren.

Betrachten wir dieses Verhalten aus evolutionärer Sicht. Tiere in der Natur kämpfen nur, wenn es unbedingt notwendig ist, denn es verbraucht sehr viel Kraft und kostbare Energie. Die Gefahr bei einem ernsten Kampf verletzt oder sogar getötet zu werden ist viel zu groß. Um Konflikte zu lösen und um Kämpfe zu vermeiden, setzen viele Tiere unterschiedliche Warnsignale ein.

Aus dieser Sicht betrachtet, sind beinah alle aggressiven Verhaltensweisen in erster Linie ritualisierte Versuche, um Verletzungen, Gefahrensituationen, Schäden oder Konflikte zu vermeiden! Das bedeutet, dass Verhalten wie Knurren, Fauchen, Zähnefletschen oder das Anspringen selten darauf abzielen, Schaden zuzufügen. Wenn ein solches Verhalten gezeigt wird, sollten wir dem Hund zuhören. Und das vom ersten Augenblick an, wenn er ein solches Verhalten zeigt! Wenn es aus seiner Sicht um sein Überleben geht, müssen wir seine Gründe für sein Verhalten verstehen und dürfen auf keinen Fall Maßnahmen ergreifen, die einen Kampf provozieren. Der Verlierer wird in der letzten Instanz immer der Hund sein. Denn er wird später aus seinem Familienverband ausgestoßen und im schlimmsten Fall eingeschläfert! Alles was uns der Hund nur sagen möchte, ist, dass wir, ist die Aggression gegen uns gerichtet, mit etwas aufhören sollen oder etwas verändern müssen, damit er sich sicher fühlen kann! Hören wir nicht zu, kann für alle die Situation schlimm werden.


Die menschliche Interpretation von Aggressivität sieht meist so aus: Aggressives Verhalten bedeutet Angriff und jemandem Schaden zufügen – möglicherweise auch in geplanter oder vorsätzlich bewusster Art und Weise. Kein Hund plant einen Angriff. Die eigentliche Funktion der Aggression aus der Sicht des Hundes liegt aber darin, ernsthaften Schaden wie Verletzungen oder gar Töten zu vermeiden und für die Sicherheit aller zu sorgen.

Funktionen des aggressiven Verhaltens

• Verletzungen vermeiden
• Konfliktsituationen minimieren oder deeskalieren
• Sicherheit suchen
• Um den Abstand zu einer realen oder
nur wahrgenommenen Bedrohung zu vergrößern
• Ausdruck von Unwohlsein oder Schmerz
• Ressourcen verteidigen, die wichtig sind

Die Leiter der Aggression

Aggressives Verhalten können wir vermeiden, wenn wir die Beschwichtigungssignale, die im Normalfall immer zuerst gezeigt werden, wahrnehmen, verstehen und ernstnehmen. Beschwichtigungsverhalten ist angeboren und werden schon in der Kinderwiege – die Kommunikatin mit den Geschwistern und ihrer Mutter – weiter verfeinert sowie im weiteren Leben in Kontakt mit anderen Lebewesen. Diese Signale dienen dazu, freundliche Gesinntheit zu signalisieren, in angespannten Situation zu deeskalieren und aggressivem Verhalten vorzubeugen.

Beschwichtigungssignale gehören in einem Hundeleben routinemäßig dazu und werden sogar sehr häufig gezeigt: Über die Nase lecken, wegdrehen des Kopfes und direkten Blickkontakt vermeiden sind nur ein kleiner Teil vieler möglichen Verhaltensweisen.

Werden die Signale, die manchmal recht subtil sein können, die ein Hund aussendet, über einen längeren Zeitraum nicht erkannt, ignoriert oder sogar durch falsche Trainingsmaßnahmen „behandelt“, eskaliert die Situation und der Hund beißt zu.

An sich handelt es sich um einen Prozess. An einem Zeitpunkt, der weiter zurückliegt, hat der Hund schon erste Signale viele Male gesendet, die für ihn aber keine Lösung gebracht haben. Irgendwann ist es so, dass das Fass zum Überlaufen gebracht wird und der Hund plötzlich aggressiv reagiert – für die meisten Menschen kommt dann dieses
Verhalten völlig überraschend.

Die Eskalationleiter oder die Leiter der Aggression enthält viele verschiedene und auch sehr subtile Verhaltensweisen und eine Bandbreite in der Körpersprache von Hunden. Das kann ein Augenblinzeln oder das Lecken über den Fang sein. Wenn das Gegenüber die Signale nicht sieht oder sie ignoriert, folgt die nächste Stufe von Signalen, die vom Hund ausgesendet werden. Das kann dann das Bellen oder Anspringen sein.

Beispiel:
Dein Hund fühlt sich unwohl, weil dein Besuch deinen Hund ständig ansieht oder sogar ihm direkt in die Augen schaut. Dein Hund schaut zuerst weg, prüft dann, ob der Besuch ihn immer noch ansieht. Ja, das tut er. Also leckt sich dein Hund über den Nasenspiegel und beginnt vielleicht zu blinzeln. Jetzt sieht dein Hund für den Besuch und für dich vielleicht auch noch süß aus. Anders empfindet es dein Hund. Die Situation ist für ihn überhaupt nicht süß und schon gar nicht witzig. Der Besuch soll endlich wegschauen! Jetzt wird vielleicht auch noch auf ihn mit dem Finger gezeigt, dein Besuch und du werden lauter, weil ihr lacht und womöglich zeigt der Besuch bei seinem Lachen auch seine Zähne. Die Situation ist reif für eine Eskalation; denn jetzt springt dein Hund auf und bellt deinen Besuch laut an. Die Situation eskaliert noch weiter, indem du deinen Hund eventuell packst, um deinen Besuch zu beschützen. Vielleicht maßregelst du jetzt deinen Hund, bestrafst ihn und schickst ihn auf seine Decke oder sperrst ihn aus dem Raum aus.

Das ist nun einmal geschehen.
Aus der Sicht deines Hundes:
Er fühlt sich unverstanden und sogar sozial ausgeschlossen.

Kannst du erkennen, welche Kettenreaktion sich von nun an entwickeln könnte, wenn dieser Besuch wiederkommt oder andere Menschen deinen Haushalt betreten?

Wenn Hunde angreifen und Schaden anrichten

Kein Hund auf der Welt möchte einfach so einen Kampf beginnen und Schaden verursachen. Jeder Hund ist in der Lage Warnsignale zusenden, die eine Eskalation vermeiden. Selbst das Schnappen gehört dazu, denn Hunde können millimetergenau daneben schnappen oder den „Biss“ kontrollieren! Natürlich sollten wir aggressives Verhalten ernst nehmen und handeln, sobald es das erste Mal vom Hund gezeigt wird. Das Verhalten zu verstehen, ist erst der Anfang.

Sind aggressive Hunde dominant?

Nein, denn wo Dominanzhierarchien bereits bestehen (wohlgemerkt unter Hunden! – eine Dominanzhierarchie zwischen Mensch und Hund gibt es nicht!) findet per Definition keine Aggression statt. Das heißt, wenn es unter Hunden um die Ressourcenverteilung oder Behauptung solcher geht, ist es längst geklärt, wer zuerst was bekommt.

Schon längst wurde in der Wissenschaft die Aussage widerlegt, der Hund wolle den Menschen dominieren! Dominanz ist eine etablierte Beziehung zwischen Lebewesen derselben Art und es geht um Ressourcen und ist kein Persönlichkeitsmerkmal!
Wahre Experten wissen das!

Dominanz ist eine Beziehung zwischen einzelnen Hunden. Allerdings ist auch dieses Thema sehr komplex, und man sollte sich die Situationen und das gezeigte Verhalten von Hunden anderen Hunden gegenüber immer sehr genau ansehen, bevor man in die Bewertung oder Interpretation geht! Dabei gibt es viele Missverständnisse!

Fakt aber ist:
Ein Hund, der sich einem Menschen gegenüber aggressiv verhält,
versucht ihn nicht zu dominieren!

Ursachen für aggressives Verhalten

Um einige Ursachen zu nennen:

Angst vor einer Bedrohung: Sie kann real sein, aber auch eine nur vom Hund wahrgenommene sein. Diese Hunde brauchen eine bedachte Führung, Verständnis aber keine Bestrafung. Oft haben sie schon ein traumatisches Erlebnis hinter sich. Da brauchen sie kein weiteres zu erleben!


Unwohlsein und Schmerzen: Dein Tierarzt muss eine gründliche Untersuchung durchführen, um eine chronische oder akute Erkrankung oder Schmerzen aufgrund einer möglichen Verletzung auszuschließen, bevor mit einem Training begonnen wird.
Auch wenn du selbst bei deinem Hund nichts feststellen kannst, Hunde können sehr gut z.B. Schmerzen verbergen, solltest du deinen Hund bei einem Tierarzt vorstellen.


Ausübung von Druck in physischer wie auch psychischer Art auf den Hund z.B. beim Training, das Aussperren oder körperliche Einwirkung auf den Hund


Stress (wie Burn Out beim Menschen) & Überforderung

Lässt sich aggressives Verhalten ändern?

In der Regel ja, sobald die Gründe für aggressives Verhalten erkannt wurden. Es ist allerdings wichtig, dass sich insbesondere der Mensch darüber im Klaren sein muss, dass in solchen Fällen Aufgaben im Management notwendig sind sowie Änderungen im eigenen Verhalten oder auch Veränderungen im Umfeld, die für den Hund ein Problem darstellen. Eine schnelle Lösung in dem Sinne gibt es nicht, um aggressives Verhalten abzustellen, denn abhängig davon welche Gründe vorliegen und wie lang sich der Hund schon bedroht fühlt bzw. getriggert wird, braucht der Hund Zeit, um ein möglich verloren gegangenes Vertrauensverhältnis wieder aufzubauen. Zudem lässt sich Angst nicht von heute auf morgen einfach abstellen. Hierbei laufen biochemische Prozesse im Körper „automatisiert“ ab, auf die der Hund erstmal keinen Einfluss nehmen kann.

Die schlechtesten Lösungen überhaupt, stellen Maßnahmen dar, die negativ wirken: Schimpfen, Bestrafung, grobe Maßregelung, sich vor dem Hund groß aufbauen, Anschreien, Hilfsmittel wie Elektro-Schock-Halsbänder, Schlagen, Ziehen am Halsband oder an der Leine, schrille Geräusche, Sprühen mit Wasser oder der Einsatz von Bell- oder Citronella-Halsbänder, das Werfen von Gegenständen,
Zughalsbändern oder ähnlichen Dingen dieser Art.

Es gibt ausreichend Studien darüber, dass sich die Zustände durch harte und rücksichtslose Maßnahmen verschlimmern, verschlechtern und auch zuspitzen können. Straftrainings verdecken nur das Problem, und das nur vorübergehend! Die Ursache wird dabei nicht behoben! Zudem kann die Bestrafung dazu führen, dass dein Hund vielleicht leise ist und den Anschein macht, dass er sich beruhigt und seine Unsicherheit überwunden haben könnte, jedoch kann er aus heiterem Himmel ohne ein Signal zu senden, ohne jegliche Warnung angreifen. Die Bestrafung unterdrückt das problematische Verhalten äußerlich. Das ist das, was wir sehen; aber innerlich wächst das Problem und dann kann folglich die Unterdrückung plötzlich unerwartet durchbrechen. Das ist dann das Ergebnis, wenn die ersten Signale des Hundes nicht ernst genommen, ignoriert oder grob und hart angegangen wurden.

Erste positive Lösungen

1. Management, um weiteren Schaden zu vermeiden. Das könnte die Anpassung der Umgebung sein: die Gassirunde ändern, im Haushalt ein Kinderschutzgitter einrichten, Maulkorb, keinen Druck auf den Hund ausüben, damit er sich wieder sicherer fühlen kann. Das Training vereinfachen und Überforderung vermeiden. Fühlt sich ein Hund durch Menschen bedroht, vorerst auf Spaziergänge z.B. in der Stadt, wo viele fremde Menschen sind, verzichten sowie auf viele Besucher im eigenen Haushalt, da Besuch meistens Unruhe – Lautstärke und Bewegungen – mitbringt und für den Hundehalter wie für den Hund oft nicht kontrollierbar ist.

2. Ein wissender und positiver Hundetrainer wird erkennen, ob dein Hund vielleicht ein gesundheitliches Problem hat. Er wird dir beim ersten Beratungsgespräch raten, deinen Hunden bei einem Tierarzt vorzustellen, bevor er dir einen Trainingsplan verkauft. Hat dein Hund ein medizinisches Problem, vielleicht sogar ein neurologisches, eine unentdeckte Schilddrüsenunterfunktion oder Schmerzen oder oder oder,
muss das zuerst behandelt werden.

Zusammenfassung

Auf verschiedene Art und Weise und in vielen unterschiedlichen Szenarien kann sich aggressives Verhalten zeigen und natürlich ist es ein ernstzunehmendes Problem. Viele dieser Verhaltensweisen zeigt der Hund, weil er sich einen größeren Abstand zwischen sich und allem wünscht, was er aus seiner Sicht als Bedrohung seiner Sicherheit, Ressourcen oder seines Überlebens ansieht. Es ist unbedingt erforderlich auf Trainingstechniken zu verzichten, die auf Bestrafung basieren. Auf lange Sicht werden die Probleme hierdurch verschlimmert, wie es viele Studien schon bewiesen haben.

Ein Tierarzt sollte immer zu Rate gezogen werden, um Erkrankungen oder Schmerzen auszuschließen. Erst dann sollte mit einer Verhaltenstherapie begonnen werden.

Das Training muss immer positiv gestaltet sein. Die Übungen möglichst einfach und die Trainingseinheiten sollten besser kurz gehalten werden, um Überforderungen des Hundes zu vermeiden. Auslösende Situationen und Reize sollten so gestaltet werden, dass der Hund in seinem Tempo Selbstvertrauen und Sicherheit gewinnen kann. Die Kommunikation zwischen Mensch und Hund muss wiederhergestellt werden, damit der Hund nicht mehr das Bedürfnis verspürt, aggressiv reagieren zu müssen.

Also schauen wir genauer hin und hören zu, wenn unser Hund uns etwas mitteilen möchte, und nehmen seine Bedürfnisse und Signale ernst,
statt sie zu ignorieren oder zu maßregeln.

Dog Human Walk
Inh. Tatjana Schröder
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